Was ist Meditation?
Die Begriffe Meditation und Medizin haben dieselbe indoeuropäische Wurzel “etwas messen”. Medizin ist die Wiederherstellung des rechten inneren Maßes oder Gleichgewichts. Meditation hingegen ist die direkte Wahrnehmung des rechten inneren Maßes in allen Phänomenen und wird als Prozess verstanden, um den eigenen Geist kennenzulernen. Basis dafür ist der Zustand der Unabgelenktheit. Dieser Prozess führt zur Erfahrung, wie der Geist arbeitet, sodass man sich nicht mit den eigenen Gedanken und Emotionen identifiziert. Yamyang Khyentse Rinpoche sagte: Meditation ist die Verlängerung der Pausen zwischen den Gedanken.
Wo sind die Grenzen der Meditation?
Meditation ist kein Ersatz für einen gesunden Lebensstil und kein Allheilmittel. Wenn man die Meditationspraxis mit einer großen Erwartung beginnt, dass sich der körperliche Zustand verbessert, wird man sehr wahrscheinlich enttäuscht. ExpertInnen raten im Fall einer schweren Depression vom Beginn einer Meditationspraxis ab, da sie ohne Begleitung eines meditationserfahrenen Psychiaters nicht hilfreich ist und sich psychotische Symptome verschlimmern können. Grundsätzlich kann eine Erstverschlimmerung - ähnlich wie in der Homöopathie - auftreten.
Was sind die Potentiale der Meditation?
Körper
Sie lernen durch Meditation Ihre Stärken zu stabilisieren und mit Schmerzen besser umzugehen, da die Übungen die Bewertung Ihrer Sinneserfahrungen ändern können. Der Schmerz als der gedankliche und dadurch energieraubende Mittelpunkt im Alltag verliert bei regelmäßiger Praxis den zentralen Fokus, wodurch Sie anderen Lebensbereichen wieder mehr Beachtung schenken können. Ihre Schmerztoleranz nimmt zu.
Meditation reduziert Ihren Blutdruck, stärkt Ihr Immunsystem und verbessert die Funktion des Vagusnervs. Das ist der mit Ihrem Herzen am stärksten verbundene Hirnnerv, der im Zuge der "calm und connect reaction" Ihre Herztätigkeit drosselt und somit Gegenspieler zur bekannteren "fight and flight reaction" ist.
Sie schützen sich vor Stress und Gebiete im Gehirn, die positive Emotionen erzeugen, werden aktiver - selbst wenn man nicht meditiert.
Ihre Fähigkeit zur selektiven Aufmerksamkeit, z. B. beim Lernen und bei der Arbeit, nimmt zu durch Zunahme und Aktivierung der Neuronenanzahl im Gehirn. Resistentere neuronale Netzwerke steigern die Widerstandskraft und Enzyme, die gegen vorzeitiges Altern schützen, nehmen zu.
Psyche
Herz und Geist können durch Meditation kultiviert werden, sodass selbst bei starken Emotionen die Kontrolle behalten wird und eigene Reaktionen erkannt und modifiziert werden können.
Die Unterscheidungsfähigkeit zwischen Projektion und Realität sowie Klarheit bei Entscheidungen, Geduld und Gelassenheit nehmen zu. Selbstabsorption und Selbstbezogenheit sinken, während das Bewusstsein über die Selbstwirksamkeit und die Suche und das Finden von Alternativen und Perspektiven zunimmt.
Meditation ist ein Prozess, um den eigenen Geist kennenzulernen. Man wird sich der inneren Antreiber und der Selbstkritik bewusst, das Mitgefühl mit sich selbst erhöht sich. Zeiten der Trauer und des Verlusts können besser bewältigt werden.
Nicht nur im zunehmendem Alter(n) sondern in jeder Lebensphase ist die Meditation ein Werkzeug gegen Burn-out, wiederholte Depressionsrückfälle, Angst-, Schlafstörungen und posttraumatische Belastungsstörungen. Die Aktivität in der Amygdala, das ist das Angstzentrum und der Hirnbereich für emotionale Bewertung, nimmt ab.
Im präfrontalen Kortex (Arbeitsgedächtnis, selektive Aufmerksamkeit) nimmt die Dichte an grauer Masse signifikant zu. Graue Masse nimmt normalerweise im präfrontalen Kortex ab dem 25. Lebensjahr ab. 40-50jährige Meditierende haben den Level von 20-25Jährigen.
Soziales
Im Hinblick auf die soziale Ebene zeigen Beweise, dass Meditation eine Offenheit für Beziehungen verursacht, dass Toleranz sich selbst und anderen gegenüber zunimmt. Die Praxis der Meditation oder des Mitgefühls steigert die Bereitschaft, anderen zu helfen. Singer, ein weltbekannter Hirnforscher, sagte, dass Meditation spezielle Straßen im Netzwerk des Gehirns öffnen und schließen kann, sodass wenn starke negative oder positive Emotionen entstehen, die Straße des Mitgefühls geöffnet werden kann.
Schlussfolgerung
Meditation ermöglicht eine Veränderung der Gefühlswelt und der Wahrnehmung in Bezug auf Körper, Psyche und sozialer Ebene. Meditative Übungen schaffen Wohlbefinden unabhängig vom äußeren Umfeld.